Generaloberst Beck Kaserne

(Ordensburg Sonthofen)

 

Den Freunden von Militär-Oldies gewidmet

 

   zurück

 

Kehlsteinhaus (heute) 

Berghof (bis April 1945)

Bunkersystem Obersalzberg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


MFF-Sommer-Ausflug 2006 „Ordensburg Sonthofen / Obersalzberg“

 

Freitag, 11. August 2006: Einmal mehr fanden sich 35 Teilnehmer mit  24 Fahrzeugen kurz vor 13.00 Uhr am Treffpunkt „Industrie Fällanden“ zu dieser vielversprechenden MFF-Reise ein. Wie üblich zeigte sich das Wetter recht durchzogen, kurzen trockenen Abschnitten folgte wieder Nieselregen und auch die Temperaturen „waren für die Jahreszeit zu kalt“ um den wohl häufigsten Satz aus den Schweizer Wetterprognosen zu zitieren.

Nichts desto trotz setzte sich der beachtliche Konvoi, bestehend aus vier Jeeps MB 44, zwei CJ2-A, zwei CJ3-A, vier CJ3-B, drei CJ-5, einem MOWAG Commando, zwei Pinzgauern, einem Saurer 4MH, einem Saurer 2DM und vier Condor-Armee-Motorrädern, in östlicher Richtung in Bewegung. Wie bei Ausflügen in diese Himmelsrichtung üblich, führte die Strecke via Turbenthal, Bichelsee, Wil, Stadt St. Gallen, Rorschach nach Altenrhein zum 2. Treffpunkt in Staad beim Hundertwasserhaus. Dort gesellten sich weitere 10 Teilnehmer mit 5 Fahrzeugen zu uns, darunter Haflinger, ein VW-Kübel Typ 82, Jeep CJ2-A und CJ3-B, ein Puch 230 GE.

Hier durften wir auch unseren Kameraden und Reiseleiter Armin Baldauf mit seinem Haflinger begrüssen, welcher fortan für Organisation und Durchführung des Ausfluges verantwortlich zeichnete. Wahrlich auch für einen bestandenen Bundeswehroffizier im Oberstleutnant-Rang kein leichtes Unterfangen, einen Tross von 30 Fahrzeugen und (ab Sonthofen) 50 Leuten 4 Tage lang sicher durch die Weltgeschichte zu navigieren, inklusive Verpflegung und Unterkunft.

Um es gleich vorwegzunehmen: Armin hat hier einen sensationellen Job hingelegt, und das erst noch zu einem ausserordentlich günstigen Preis ! So ging’s denn weiter, immer noch in Nieselregen und (relativer) Kälte nach Höchst, Fussach,  Bregenz, Langen, Doren, Krumbach, bei Oberstaufen auf die B 308, entlang dem Alpsee, Richtung Immenstadt nach Sonthofen. Eine Verzögerung wurde noch durch eine kleine Panne bei einem Jeep verursacht, welcher schliesslich an der Stange nach Sonthofen mitgeschleppt werden musste. Das Fahrzeug konnte aber in Sonthofen wieder fit gemacht werden, das Problem lag an den Unterbrecher-Kontakten.

In der ehemaligen Ordensburg, welche heute General-Oberst Beck-Kaserne heisst, bezogen wir sehr grosszügige und komfortable Unterkünfte, allerdings nicht mehr in einem „Original-Gebäude“, sondern in einem Nachkriegsbau aus den 70-er Jahren. Armin hatte für uns ein Nachtessen organisiert, welches von Extern herangeschafft werden musste, da zu dieser Zeit kein Lehrgang der dort ansässigen Feldjägerschule der Bundeswehr statt fand. Trotz Ferien erklärte sich aber das Pächterehepaar bereit, für uns einen abendlichen Sondereinsatz zu leisten und die Verpflegungs-Ausgabe zu bewerkstelligen.

Samstag, 12. August 2006:  Bereits um 06.30 Uhr wartete der Bus auf dem Vorplatz, wo wir am Abend unsere Fahrzeuge sauber in Reih und Glied parkiert und zum Teil wetterfest zugepackt hatten. Die Weiterreise nach Berchtesgaden, bzw dann auf den Obersalzberg wäre für unsere doch eher bedächtigen Fahrzeuge mit über 300 km von Sonthofen aus zu lang gewesen, sodass Armin diese Lösung für uns organisiert hatte. Nach einem reichhaltigen Frühstück in der Grünten-Kaserne in Sonthofen ging’s dann im Bus Richtung München und von dort aus auf die berühmte Autobahn München-Salzburg, welche ihrem Ruf mit mehreren ärgerlichen Staus voll gerecht wurde. Angesichts des noch immer regnerischen Wetters war wohl niemand enttäuscht, dass er (oder sie) nun im trockenen, warmen Bus verschieben konnte, anstelle unserer luftigen und zuweil etwas feuchteren Militärfahrzeuge oder sogar Motorräder.

Schliesslich trafen wir zur Mittagszeit in Berchtesgaden ein und hatten dort Zeit für einen  Imbiss und eine kurze Besichtigung dieses Touristenortes. Trotz weiterhin trüben Wetters hinterliess der Ort einen sehr freundlichen Eindruck. Schliesslich ging’s dann weiter, die steile Bergstrasse hinauf auf den Obersalzberg, ins ehemalige Führersperrgebiet. Dieses hat sich seit 1945, und insbesondere nach Rückgabe der Gebietshoheit durch die US-Armee an den Freistaat Bayern im Jahr 1995, zu einem erstrangigen Touristenmagnet entwickelt.

Unter Verwendung von Fragmenten des ehemaligen Gästehauses der Partei (NSDAP) wurde das Gebäude Dokumentation Obersalzberg erbaut, welches die Geschichte des Nationalsozialismus und des 3. Reiches im Allgemeinen, sowie die zugehörige Geschichte des Obersalzberg im Speziellen, sehr umfassend und detailliert darstellt. Durch Abgabe einer Art „Mobile-Telefon“ braucht man für den Rundgang keinen Führer, man tippt einfach die entsprechende Nummer in das Gerät ein und hört dann die Erklärungen über das zu sehende Exponat.

Besonders eindrücklich ist die Besichtigung der wieder zugänglich gemachten Bunkeranlagen. Diese verbanden die wichtigsten Gebäude und Wohnhäuser der dort ansässigen Führungspersonen des 3. Reiches, wie Hitler, Göring (Luftwaffenchef), Bormann (Sekretär Hitlers), Speer (Rüstungsminister) usw. untereinander und dienten deren Schutz, sowie auch dem des dort beschäftigten Personals, Wachmannschaften, Adjutanten, Sekretärinnen etc bei allfälligen Luftangriffen. Die Ruinen dieser Wohnhäuser, Kasernen, Gästeunterkünfte usw. (das Gebiet ist noch im April 1945 schwer bombardiert worden) sind aber in der Zwischenzeit zum grössten Teil abgetragen oder überbaut worden, wie z. B. das Haus von Göring durch das neue Intercontinentalhotel.

Auch vom ehemaligen Haus Hitlers, dem Berghof, sieht man praktisch nichts mehr, es braucht Insiderkenntnisse um Standort, Ausdehnung und Lage des ehemaligen Gebäudes und dessen Umgebung (z. B. die berühmte Zugangstreppe)  genau zu lokalisieren. Kein Hinweis, keine Tafel, rein gar nichts. Eigentlich schade, dass man so lange glaubte (heute hat sich das geändert !), diese Geschichtsepoche mittels Planierraupen, Sprengstoff und Aufforstung bewältigen zu können.  So existieren halt heute nur noch ganz wenige unbeschädigte Gebäulichkeiten, welche von dieser Zeit  Zeugnis ablegen können! 

Überdauert haben, wie erwähnt, die Bunkeranlagen, welche jetzt mehr und mehr erschlossen und zugänglich gemacht werden. Interessant sind auch verschiedene Filme, welche in den unterirdischen Räumlichkeiten gezeigt werden, so z.B. Amateuraufnahmen von Soldaten, welche mit ihren Schmalfilmkameras (sogar teilweise in Farbe), Szenen aus ihren Einsätzen oder aus dem Soldatenleben in der Etappe im 2. Weltkrieg dokumentieren.

Nach diesen interessanten Besichtigungen brachte uns unser Bus nach Ramsau in das, in traumhafter Lage, direkt am See gelegene CVJM-Gästehaus Hintersee,  Wiederum konnten wir überraschend komfortable Zimmer,  z.T mit See-Sicht, beziehen. Mit einem guten Nachtessen und einer anschliessenden See-Umrundung auf dem gepflegten Fussweg (35 Min) ging dieser Tag mit einem kameradschaftlichen Umtrunk zu Ende.

Sonntag, 13. August 2006: „Wir fahren auf jeden Fall auf den Kehlstein, und das bei jedem Wetter“, hatte Reiseleiter Armin bereits am Vorabend kundgetan. Erfreulicherweise gab ihm die Wettersituation vom Sonntag morgen 100%-ig recht ! Nachdem sich der lokale Morgennebel rasch gelichtet hatte, begrüsste uns ein wolkenloser Himmel samt milder Spätsommersonne.  Schnell waren wir wieder mit unserem Bus auf dem neuen grossen Parkplatz auf dem „Berg“, dort wo einst der Platterhof, bzw dann nach 1945 das General Walker Hotel gestanden hatten. Jetzt trennen uns nur noch einige Schritte zum ebenfalls neu errichteten Kehlstein-Bus-Terminal, wo immer 4 grosse Busse im Konvoi die Bergfahrt zusammen machen.

Beeindruckt von der atemberaubenden Linienführung der Kehlsteinstrasse, welche im oberen Bereich Meter für Meter in den Fels gesprengt worden ist, und nach passieren von fünf Tunnels, erreichten wir schliesslich den grossen Parkplatz mit den bereits weit offen stehenden Toren, welche den Blick in den berühmten Zugangsstollen freigeben. Am Ende dieses, mit erstklassigem Baumaterial hergestellten, auch nach über 60 Jahren völlig trockenen Stollens,  erwartet uns eine Erweiterung, einer kleinen Kapelle ähnlich.  Dann öffnet sich die grosse Lifttüre und wir fahren mit dem vollständig aus Messing bestehenden und mit grünen Plüschsitzen ausgestatteten Aufzug direkt durch den Fels, 124 m hoch ins Kehlsteinhaus. Strasse , Stollen, Lift und Haus sind praktisch noch im Originalzustand, wie 1938 erbaut und anlässlich des 50. Geburtstages von Hitler, diesem als Geschenk der Partei übergeben.

Oben im Kehlsteinhaus gelangten wir dann in den Genuss dieser nun wirklich auf die Minute genau eingetroffene Schönwetterfront, konnten die sagenhafte Aussicht auf Königssee, Watzmann, die umliegenden Berge sowie das gesamte Berchtesgadenerland voll auskosten. Kein Wunder wird dieser Ort von über 500'000 Besuchern jährlich frequentiert ! Auch das Haus selbst zeugte wieder von der absoluten Top-Bauqualität, welche natürlich so nur für einen Prestigebau zu Anwendung gelangte und auch ihren Preis hatte. Bald 70 Jahre, ohne jede Beschädigung, in dieser Höhe, Witterung und den langen Wintern auf über 1800 m Meereshöhe ist wohl schon bemerkenswert. Die gesamte Anlage, also Kehlsteinstrasse, Stollen, Lift und das Haus haben übrigens seinerzeit 30 Mio Reichsmark gekostet, was nach heutigem Wert etwas 150 Mio Euro betragen würde.

So konnten wir dann am späteren Nachmittag die „Heimreise“ mit dem Bus nach Sonthofen antreten, diesmal umgekehrt, in Richtung Salzburg – München, mit einem weiteren 10 km Stau. Dieser wurde aber durch unseren Driver Wolfgang elegant via nächstgelegene Ausfahrt umfahren, und wir konnten somit auf der parallelen Landstrasse dem schwarzen Ferrari, welcher uns zuvor mit 200 km/h  überholt hatte, Winke-Winke machen.  Am Abend kam dann der Ausklang in einer der zahlreichen und guten Sonthofener Gastätten mit einer ellenlangen Speisekarte.

Montag, 14. August 2006:  Rückreisetag mit unseren eigenen Fahrzeugen von Sonthofen in die Schweiz.  Nochmals konnten wir das reichhaltige „Bundeswehr-Frühstück“ in der Grüntenkaserne geniessen. Dann führte unser Weg wiederum entlang der Deutschen Alpenstrasse, durch eine herrliche, wahrhaft sehenswerte Landschaft, welche wir ja zum Teil bereits von unseren früheren MFF-Reisen her kannten. Für einmal sogar mit akzeptablem Wetter, sodass man von dieser Fahrt nun wirklich etwas mit nach Hause nehmen konnte.

Ein kleiner Abstecher durch Armin’s Heimatgemeinde Scheidegg im Allgäu beschehrte uns noch einen gewaltigen Zuschauer-aufmarsch bei unserer Ehrenrunde durch das Dorf. Unser Konvoi war in der Regionalpresse angekündigt worden und viele Einwohner wollten demzufolge unsere Militärfahrzeuge erleben. Wir wurden beklatscht und „Daumen nach oben“ begrüsst.  Anschliessend reichte der Bestand unserer Reisekasse noch dazu, in einer Scheidegger Gaststätte Schweinerückensteak und Pommes zu Mittag zu essen. Sogar für ein Getränke war noch Reserve vorhanden, nachdem die Bundeswehr uns eine Uebernachtung weniger als ursprünglich kalkuliert, verrechnet hatte !

Weiter gings dann durch die malerischen Landschaften im deutsch-österreichischen Grenzgebiet, bis wir wieder via Bregenz in Staad beim Hundertwasserhaus eintrafen, von wo aus dann die Heimreise individuell erfolgte. Vorher hatten wir selbstverständlich unseren Reiseleiter Armin auf das Herzlichste verabschiedet, verdankten wir ihm doch eine weitere MFF-Reise der Superlative, mit perfekter Organisation, schönen Landschaften, sowie, für viele wohl zum ersten Mal, eine Besichtigung historischer Plätze, welche lange Jahre die Schlagzeilen der Weltgeschichte dominierten !

Ende August 2006 / Röbi Steiner